THL Seminar im Brandbezirk Nord

THL Seminar im Brandbezirk Nord zum Thema „Faserverbundwerkstoffe und Elektromobilität“

15.07.2016 Nicht helfen zu können, das wäre das Schlimmste was es für Feuerwehrleute gibt. Deshalb befassten sich die Führungskräfte der acht Feuerwehren aus dem Brandbezirk Nord welche
mit einem Hydraulischen Rettungssatz ausgerüstet sind bei einem THL Seminar mit dem Thema „Faserverbundwerkstoffe und Elektromobilität“.

Kreisbrandmeister Johann Haller begrüßte die zahlreich erschienenen Kommandanten und Gruppenführer, die Kreisbrandmeister Hermann Fischer und Ludwig Zellmer, die Referenten der Veranstaltung, Brandoberinspektor Hermann Spanner von der BF München sowie Claus Peter Linner und Uli Heidenreich von der Fa. BMW im Schulungsraum der Feuerwehr Rottenburg. In einem Grußwort dankte Bürgermeister Alfred Holzner der Kreisbrandinspektion für die Organisation und den Referenten für die Durchführung der Schulung.

Es sei ihm wichtig zu wissen, dass auch in solchen Fällen jemand da ist, der qualifiziert helfen kann. Deshalb seien Fortbildungen wie diese so wichtig. Das Besondere an dieser Ausbildung: Der Automobilhersteller stellte Serienfahrzeuge zur Verfügung, an denen die Feuerwehrleute mit Schere und Spreizer die Inhalte der theoretischen Schulung im Verlauf des Seminars in die Praxis umsetzten konnten. BOI Hermann Spanner ging in seinem Vortrag auf Faserverbundwerkstoffe ein, da diese für die Feuerwehren eine neue Herausforderung darstellen. Er erläuterte, dass von diesen Materialien tatsächlich eine Gefahr für die Feuerwehrleute ausgeht, da beim Schneiden gefährliche Fasern frei werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Feuerwehrleute mit Schutzbrillen die Augen und mit Schutzmasken die Atemwege absichern. Auch im Nachgang eines solchen Einsatzes ist es wichtig zu wissen, wie die Schutzkleidung sachgerecht gereinigt und Rettungsgeräte sicher gewartet werden. Darüber hinaus sind Faserverbundwerkstoffe wesentlich fester als die bisher bekannten Materialien. Es ist deshalb noch wichtiger als bisher, dass die Feuerwehrleute, insbesondere aber die Führungsdienstgrade wissen, wo und wie sie mit ihren Spreizern ansetzen und mit der Rettungsschere die Faserverbundwerkstoffe schneiden können, um möglichst schnell und sicher verunglückte Personen befreien zu können. In einem zweiten Vortrag sprach Claus Peter Linner über Elektromobilität. Als die ersten Elektrofahrzeuge auf den Markt kamen, habe große Verunsicherung geherrscht, ob
man sich diesen bei einem Unfall überhaupt nähern dürfte oder ob man einen (tödlichen) Stromschlag bekommen würde. Dass dem nicht so ist, zeigte Linner in seinem Vortrag detailiert auf. Er führte aus, dass es bei Elektronfahrzeugen immer eine elektrische, eine thermische und eine toxische Gefährdung gebe. Dem gegenüber stehen aber mechanische, elektrische und logikgesteuerte Schutzkonzepte. Das heißt, dass wenn bei einem Unfall z. B. die Airbags auslösen automatisch das Hochvoltsystem (400 Volt) abgeschaltet und die vorhandene Energie abgebaut wird. All dies geschieht innerhalb weniger (Milli-)Sekunden. Außerdem gebe es eine „Rettungstrennstelle“, bei der die Feuerwehrleute im Falle eines Unfalls zusätzlich das Hochvoltsystem deaktivieren können. Sofern die Feuerwehrleute die übliche Schutzausrüstung tragen (unter anderem Schutzhelm und Handschuhe), gehe von einem Elektroauto somit keine größere Gefahr aus als von einem Auto mit Verbrennungsmotor.
Wichtig sei es, dass Elektrofahrzeuge anhand von Warnaufklebern und Typenschildern sowie des elektrischen Ladeanschlusses (Steckdose) als solches erkannt wird. Diese Erkennungsmerkmale wurden anschließend an einer Reihe gängiger Modelle der BMW Group demonstriert.. Nach den theoretischen Vorträgen ging es in die Praxis. Zunächst erfolgten Schnittversuche mit diversen Trenngeräten der Feuerwehr an Faserverbundwerkstoffen, ehe später an den von BMW zur Verfügung gestellten Serienfahrzeugen ein Rettungseinsatz nachvollzogen wurde. Dabei trainierten die Teilnehmer eingehend die Rettung einer eingeklemmten Person nach einem Unfall an neuesten Fahrzeugen der BMW Group die mit den modernen Werkstoffen gefertigt waren. Die Übungen wurden von BOI Hermann Spanner und Benjamin Prilic von der FFW Rottenburg geleitet. Kreisbrandmeister Johann Haller warb in seinem Schlusswort dafür, dass die Feuerwehrleute bei Unfällen nur mit der erforderlichen vollständigen Schutzausrüstung arbeiten sollen. Für die Fortbildung habe er Schutzbrillen und Atemschutzmasken beschafft, die auch zu den einzelnen Feuerwehren mitgenommen werden dürften. Nur wenn wir die richtigen Verhaltensweisen und Schnitttechniken
kennen, können wir Verletzte ohne Zeitverlust aus einem verunfallten Auto retten. Die Rettungstechnik muss der Fahrzeugtechnik und den Verletzungen des Patienten angepasst werden. Genau das sei Ziel dieser Fortbildung, die Teilnehmer seien nun die Multiplikatoren in ihren Feuerwehren. Sie erhielten zum Abschluss ein entsprechendes Teilnahmezertifikat. Ferner sprach er von einer „Riesenunterstützung“ durch die Fa. BMW, ohne die eine solche Fortbildung nicht möglich wäre.
Seiner Meinung nach profitieren beide Seiten davon, die Feuerwehr und der Automobilhersteller. Er bedankte sich ganz besonders bei Benjamin Prilic von der FFW Rottenburg, ohne dessen Einsatz dieses Seminar in der Form nicht möglich gewesen wäre. Ein weiterer Dank galt den Feuerwehren Rottenburg und Hohenthann für die Unterstützung bei der Organisation und Durchführung sowie allen Personen, die zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben.

Text und Bilder: Johann Haller Kreisbrandmeister

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