„Doppelspitze“ statt Personalunion

17. Dezember 2017
 
Kreisbrandrat Thomas Loibl wird als Chef des Feuerwehrverbands von Karl Hahn abgelöst

Die 153 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Landshut werden künftig von einer Doppelspitze „regiert“: Kreisbrandrat Thomas Loibl musste am Dienstagabend sein Amt als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Landshut (KFV) abgeben, das er in den zurückliegenden sechs Jahren in Personalunion ausübte. Bei der Neuwahl im Ergoldinger Bürgersaal setzte sich Kreisbrandinspektor Karl Hahn vom Brandbezirk Mitte knapp mit 115 zu 103 Stimmen gegen Loibl durch, der weiterhin als Chef der Kreisbrandinspektion amtiert. Auch auf anderen KFV-Führungspositionen gibt es etliche neue Gesichter.

Vor den Neuwahlen, bei denen 222 von insgesamt 333 Mitgliedern anwesend und stimmberechtigt waren, hatte sich Loibl in seinem Rechenschaftsbericht ausführlich Gedanken über die „Feuerwehr der Zukunft und die Zukunft der Feuerwehr im ländlichen Raum“ gemacht – und zu guter Letzt die Parole ausgegeben: „Miteinander sind wir stark, miteinander können wir sehr viel bewegen.“ Seine persönlichen Gründe und Ziele für die erneute Kandidatur, die ihm vom bisherigen Vorstand angetragen worden sei, erläuterte er dagegen nur kurz und bündig: „Mich kennt eigentlich jeder hier herinnen.“ Der Mehrheit im Bürgersaal war dies als Begründung allerdings ganz offensichtlich zu wenig, denn Thomas Loibl fehlten in der geheimen Abstimmung, die unter Leitung von Regierungsrat Jakob Fuchs vom Landratsamt Landshut über die Bühne ging, sieben Stimmen, um als Vorsitzender im Amt bleiben zu können.

Hahn „will etwas bewegen“
Dagegen hatte Karl Hahns ausführliche Vorstellungsrede geradezu programmatischen Charakter. Der 48-jährige Pörndorfer ist hauptberuflich im Bauhof der Gemeinde Bruckberg beschäftigt und seit 1985 bei der Feuerwehr aktiv. 1999 wurde er zum Kreisbrandmeister ernannt und war elf Jahre für die Gemeinden Altdorf, Ergolding und Bruckberg zuständig. Im Jahr 2010 wurde Hahn dann zum Kreisbrandinspektor für den Brandbezirk Mitte befördert. Er habe lange mit sich gehadert, ob er antreten solle, letztlich aber dazu entschlossen, weil ihm viele Freunde aus den Reihen der Feuerwehr gut zugeredet hätten: „Mensch, Kare, des wär doch was für dich.“ Seine Kandidatur richte sich ausdrücklich „nicht gegen eine Person“, sondern erfolge „für die Mitglieder“, versicherte er. Hahn: „Ich möchte was bewegen und den Kreisfeuerwehrverband interessant gestalten in der Zukunft.“ Alle Mitglieder sollten künftig eingebunden werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Novellierung des Feuerwehrgesetzes: „Ich werde ganz gezielt eure Meinung einholen und den Informationsfluss von oben nach unten verstärken.“

„Ehrenordnung“ geplant
Der neue KFV-Vorsitzende wolle „die einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen“ und aus diesem Grund eine „Ehrenordnung“ einführen. „Da muss man den Hebel ansetzen“, so Hahn: Mit Ehrenzeichen auf Verbandsebene müsse sich der Kreisfeuerwehrverband auch schon nach weniger als 25 Jahren aktiven Dienstes für das geleistete ehrenamtliche Engagement erkenntlich zeigen. Auch auf eine verstärkte Präsenz in der Öffentlichkeit will der neue Verbandsvorsitzende hinarbeiten, dem in diesem Zusammenhang neben der bestehenden Homepage auch ein gedruckter Jahresbericht und eine eigene Verbandszeitschrift vorschweben. Dadurch könne nicht nur der Meinungs- und Erfahrungsaustausch gefördert, sondern auch das SYSTEM gesellschaftliche Miteinander gestärkt werden. Um die Ausbildung finanziell besser zu fördern, will Hahn „finanzkräftige Sponsoren ins Boot holen“. Der Neue an der Spitze des KFV Landshut bekannte sich ferner klar zum Erhalt der kleinen Feuerwehren, die eine tragende Säule seien und deshalb bei ihm immer Gehör fänden. Zuletzt vergaß Hahn nicht darauf hinzuweisen, dass er „für die volle Amtszeit“ von sechs Jahren zur Verfügung stehe, was als Seitenhieb auf den älteren Amtsinhaber zu verstehen war. Diese zeitliche Perspektive sei allein schon aufgrund der Vorlaufzeit für das 2020 anstehende 25-jährige Jubiläum des Kreisfeuerwehrverbands wichtig, gab Hahn den Mitgliedern zu bedenken, denen er schon einmal skizzierte, wie er sich den Verlauf der Feierlichkeiten vorstellen könnte.

Josef Klaus scheidet aus
„Mit einer Doppelspitze ist man nicht nur in der Politik sehr gut unterwegs“, betonte Hahn. Dass ein Kreisbrandrat nicht zwangsläufig und automatisch auch Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands sein müsse, werde bereits in einigen Landkreisen erfolgreich bewiesen, zumal die von Hahn angestrebte und letztlich auch von den Mitgliedern gewollte Ämterteilung auch für die „Entlastung des Kreisbrandrats“ sorge. „Ich freue mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit“, kündigte der neue Verbandsvorsitzende nach seiner Wahl an. Thomas Loibl wiederum ließ sich seine Enttäuschung über die Wahlniederlage nicht anmerken, sondern betonte, dass er den Verband in gutem Zustand übergeben könne, und dankte für die Jahre, die er als Vorsitzender genossen habe. Laut Verbandssatzung wird Loibl dem KFV Vorstand kraft seines Amtes als Kreisbrandrat weiterhin angehören. Als erste beziehungsweise letzte Amtshandlung stand für den neuen und den scheidenden Verbandsvorsitzenden die Ehrung und Verabschiedung des langjährigen Schatzmeisters und Niederaichbacher Bürgermeisters Josef Klaus an, der bei der Generalversammlung ein letztes Mal für seine mustergültige Kassenführung gelobt wurde.

Viele neue Gesichter
Im neuen Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands sind die Repräsentanten des Brandbezirks Mitte in der Mehrheit, die insgesamt drei Führungskräfte stellen, während sich der Brandbezirk Nord mit zwei Ämtern plus Kassenprüfer und der Brandbezirk Süd mit einem Vorstandsposten plus Kassenprüfer zufriedengeben müssen. Als neuer erster stellvertretender Verbandsvorsitzender (und Vertreter der Vereinsvorsitzenden) wurde Ralph Veitl von der Freiwilligen Feuerwehr Adlkofen gewählt, auf ihn entfielen 136 Stimmen, während sich Gegenkandidat Sebastian Schmid (FFW Weng) mit 79 Stimmen zufriedengeben musste (Vorgänger Peter Grohmann aus Altdorf stand nicht mehr zur Wahl) und auch bei der Wahl des Schatzmeisters chancenlos war. Der einzige Bewerber für das Amt des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden (und Vertreter der Kreisbrandinspektoren) war Amtsinhaber KBI Rudolf Englbrecht, der mit 218 Stimmen wiedergewählt wurde. Eine Kampfabstimmung gab es dagegen um den Posten des dritten stellvertretenden Vorsitzenden (und Vertreter der Kommandanten), da sich Bastian Stanglmeier (FFW Holzhausen) nicht mehr zur Verfügung stellte. Seine Nachfolge tritt Rudolf Zieglmayer (FFW Andermannsdorf) an, der mit 113 Stimmen gewählt wurde, während Stefan Klein (FFW Altdorf) das Nachsehen hatte.

Unterstützung durch Dreier
Zum neuen Schatzmeister ist mit Martin Lohmaier, dem Vorsitzenden der FFW Pörndorf, einer der beiden bisherigen Kassenprüfer aufgerückt, er vereinte bei einem Gegenkandidaten 171 Stimmen auf sich. Ohne Gegenkandidat wurde der für den Brandbezirk Nord zuständige Kreisbrandinspektor Johann Haller mit 217 Stimmen als Schriftführer im Amt bestätigt. Die Verbandskasse wird wie bisher von Michael Hutzler (FFW Neufahrn) geprüft, dem in den nächsten sechs Jahren der Kommandant der FFW Baierbach, Helmut Neudecker, zur Seite stehen wird. Landrat Peter Dreier bot dem neuen Vorstand „gute Zusammenarbeit“ an und sagte „jederzeit Unterstützung“ zu. „Der Kreisfeuerwehrverband ist die Stimme nach oben. Es ist wichtig, dass wir mit unseren 153 Feuerwehren stark vertreten sind und unsere Interessen durchsetzen“, sagte Dreier.

Bericht und Fotos Horst Müller/ Landshuter Zeitung

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