Feuerwehr eilt zur Hilfe bei Herzstillstand

8. Oktober 2017
 
Behandlungsfreier Zeitraum bei Herzstillstand wird deutlich verkürzt Bodenkirchen. Voraussichtlich ab 1. November sollten die Bürger rund um und in Bodenkirchen nicht überrascht sein, wenn plötzlich die Feuerwehr an der Türe klingelt, obwohl der Rettungsdienst benötigt wird.

Um den behandlungsfreien Zeitraum bei Herzstillstand möglichst kurz zu halten, wurde von der Gemeinde Bodenkirchen ein Defibrillator beschafft, welcher bei der Feuerwehr Bodenkirchen stationiert ist. Empfohlen hat dies der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstzweckverbands Landshut, Jürgen Königer, der vergangenen Samstag persönlich die Einweisung der Feuerwehrkameradin und –kameraden vornahm.

Wenn das Herz still steht, kommt es auf jede Minute an: Je schneller Hilfe kommt, desto größer die Überlebenschance, desto weniger schlimm die Folgeschäden. Deshalb haben Rettungsdienst und Kreis-Feuerwehrführung ein Pilotprojekt gestartet, das sich so gut bewährt hat, dass mittlerweile drei Wehren dabei sind: Geschulte Aktive rückenbei entsprechender Anforderung mit einem „Defibrillator“ aus und kümmern sich gemeinsam mit dem Ersthelfer um einen Patienten, bis Rettungsdienst oder Notarzt eintreffen. Ausgerückt wird mit einer Mannschaftsstärke von drei Feuerwehrlern - in Zivil, damit keine Zeit fürs Umziehen verloren geht. So kann eine Ausrückezeit von maximal 3 Minuten nach der Alarmierung gewährleistet werden.  Derzeit versehen 21 Mann und eine Frau diesen Dienst und werden über eine eigene Schleife alarmiert.

Es ist eine Weiterentwicklung zur bereits praktizierten „Telefon-Reanimation“. „Das Wichtigste beim Herz-Kreislauf-Stillstand ist die Herzdruckmassage“, so ist sich Jürgen Königer sicher. Also das Bemühen eines Ersthelfers, durch wiederholtes festes Drücken auf den Brustkorb des Betroffenen dessen Herz wieder zum „Anspringen“ zu bewegen. Weil aber viele Menschen im Ernstfall nicht wissen, wie das geht, werden sie von dem Disponenten der Integrierten Leitstelle Landshut bei der Reanimation angeleitet: Hat der ILS-Disponent am Telefon abgeklärt, dass der Notruf tatsächlich einen Herzstillstand betrifft, bietet er dem Anrufer an, ihn telefonisch bei der Herzdruckmassage am Betroffenen anzuleiten. Schritt für Schritt erklärt er dem Ersthelfer, was zu tun ist, während sich ein zweiter Disponent um die Alarmierung von Notarzt und Rettungsdienst kümmert. Und ab sofort unter Umständen eben auch um die Alarmierung der Feuerwehr Bodenkirchen. Denn bei bestimmten Herzrhythmus-Störungen kann der für Laien entwickelte „automatisierte externe Defibrillator“ (AED oder kurz „Defi“), das Herz wieder in den richtigen Takt zurückbringen. Auch hier gilt: Je schneller, desto besser – weshalb ja mittlerweile in vielen Behörden, Sportstätten und sonstigen Einrichtungen solche Defis allgemein zugänglich sind.

So rücken Erste-Hilfe-geschulte Feuerwehrler mit ihrem FFW-Defi beim Patienten an: Sie übernehmen dort die Herzdruck- Massage und setzen bei Bedarf den Defi ein. Diese Geräte diagnostizieren zuvor selbst, ob die Stromstöße, die sie abgeben, bei einem Notfallpatienten das richtige Mittel sind. Sobald Notarzt oder Rettungsdienst zur Stelle sind, übernehmen diese die Regie. Bei Bedarf helfen die Feuerwehrler weiter mit; etwa wenn der Patient durchs Treppenhaus zu tragen ist.

Der Auswahl lagen und liegen vor allem räumliche Überlegungen zugrunde. Der Rettungsdienst muss bayernweit eine Hilfsfrist einhalten können: nämlich in höchstens zwölf Minuten Fahrzeit jeden Ort erreichen. Im Bereich von Bodenkirchen wir dieses Ziel in rund 80% aller rettungsdienstlichen Einsätze erfüllt. Durch die Unterstützung der Feuerwehr soll nun aber der behandlungsfreie Zeitraum nochmals deutlich verringert werden.

Einmal im Jahr wird das Wissen rund um die Reanimation aufgefrischt und gecheckt. Dies gehört zu den Vereinbarungen zur Qualitätssicherung, die mit der ILS respektive ihrem Betreiber-Zweckverband geschlossen wurden, damit die Einsatzbedingungen und der Aufwand für die Wehren klar begrenzt sind, war für Königer ein weiterer Grund, beim Projekt mitzumachen. Eine „Erfolgsstatistik“ führt er zwar nicht. „Aber wenn nur ein Menschenleben gerettet wird, ist es das wert“ – zumal angesichts der „problemlosen Zusammenarbeit“ zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst. Aber auch dieses neue Glied in der Rettungskette hängt vom aller ersten Glied ab: Dass jeder Mensch im Notfall Ersthelfer sein kann!

Bürgermeisterin Monika Maier wünschte den Feuerwehrkameraden wenig Einsätze mit dem neuen Gerät und sollte es doch einmal benötigt werden einen hoffentlich glücklichen Ausgang der Reanimation.

Bericht und Fotos: Dominik Götz                

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