Party, Rauch, Verletzte und zu wenig Löschwasser

Wurmsham
Pauluszell. Wer kennt sie nicht auf dem Land: Die Rede ist von Hütten- oder Werkstattspartys auf dem Land. Da wird ein Geburtstag in fröhlicher Runde gefeiert, der Werkstattofen glüht, die Stimmung ist ausgelassen. Bis plötzlich ein Knall die Feier unterbricht.

Der Kaminofen ist zerborsten, überall Rauch, zahlreiche vermisste Jugendliche. Und obendrein fehlt noch jede Spur vom Großvater des Geburtstagskinds.

Dieses Übungsszenario wurde am Mittwochabend in Schleichwies auf dem Anwesen der Zimmerei Trömml geübt. Dass das von Valentin Sedlmeier, Kommandant der Feuerwehr Pauluszell, ausgearbeitete Übungskonzept nicht ganz so abwägig ist, zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit. Die zuerst am Brandobjekt eintreffende Feuerwehr aus Pauluszell stand einer komplett verrauchten Werkstatt gegenüber. Der unter Schock stehende Zimmereibesitzer Florian Trömml konnte dem Einsatzleiter Johannes Holzmann nur mitteilen, dass Kinder fehlen, wie viele wusste er nicht. Umgehend wurde sich mit Atemschutz ausgerüstet und die erste Wasserleitung vom Löschfahrzeug der Pauluszeller Wehr über den Hof gezogen. Unmittelbar danach trafen die Wehren aus Oberensbach und Velden/Vils ein. Während die Floriansjünger aus Velden umgehend die Drehleiter in Stellung brachten um das Wohnhaus und angrenzende Sägewerk zu schützen, machten sich die „Baxer“ zusammen mit einer Gruppe der Pauluszeller Feuerwehr auf die Suche nach einem Löschweiher. Diese Suche verlief leider ohne Erfolg, da beide Löschweiher aufgrund des fehlenden Regens bereits leer sind.

So galt es die Löschwasserversorgung durch einen Unterflurhydranten sicherzustellen welcher sich rund 350 Meter von der Übungsörtlichkeit entfernt befand. Diese Löschwasserstrecke wurde von den Feuerwehren aus Wurmsham, Haunzenbergersöll, Eberspoint und Ruprechtsberg aufgebaut. Die Feuerwehr Bodenkirchen übernahm derweilen die Verkehrsregelung auf der Kreisstraße.

Nach und nach wurden durch die Atemschutzgeräteträger aus Pauluszell und Velden die vermissten Personen aus der völlig verrauchten Werkstatt gerettet und an den Malteser Hilfsdienst ebenfalls aus Velden zur Versorgung übergeben. Auch diverse Kanister mit Gefahrstoffen konnten aus dem Gebäude gebracht werden.

Als die Lage unter Kontrolle war herrschte plötzlich erneut Aufregung an der Übungsstelle als Zimmereibesitzer Florian Trömml zu den Hilfskräften stürmte und seinen Vater als vermisst meldete. Er konnte ihnen nur mitteilen, dass sein Vater auf dem Dachboden der daneben befindlichen Scheune die Leitungen der Späneabsaugung reinigen wollte, als es zu dem Unglück kam. Unverzüglich stieg ein Trupp unter Atemschutz in den Dachboden auf und konnte dort auch den Vermissten verletzt auffinden. Unter zu Hilfenahme der Absturzsicherungen aus Velden und Bodenkirchen wurde die Person mittels Trage gerettet und nach unten verbracht. Dort nahm sich der Rettungsdienst ebenfalls dem Verletzten an und leitete erste Maßnahmen ein.

Bei der anschließenden Übungsbesprechung konnte Kommandant Sedlmeier einen guten Übungsverlauf bestätigen und nur einige kleinere Verbesserungsvorschläge vorbringen. Sein Dank galt den eingesetzten Feuerwehrkräften sowie dem Brandleider für die zur Verfügungstellung des Anwesens. Kreisbrandinspektor Rudi Englbrecht schloß sich dem Dank an und ging ebenfalls auf die kritische Wasserversorgung ein. Für weitere Planungen muss dies auf alle Fälle berücksichtigt werden. Bürgermeisterin Maria Neudecker war das Problem der schlechten Wasserversorgung bereits bekannt und sie konnte auch bereits eine aktuelle Zwischenstandsmeldung geben. So bekommen Landwirte von seitens der Kommune einen Zuschuss wenn sie ihre Löschweiher ausbaggern lassen und auch das Wasserwirtschaftsamt ist bereits in die Angelegenheit miteinbezogen. Auch sollen die Wasserleitungen im Gemeindegebiet beurteilt werden und wo nötig der Leitungsquerschnitt vergrößert werden oder sogar Druckerhöhungsstationen errichtet werden. Bis dahin bleibt den Feuerwehren nur viele lange Schlauchleitungen zu legen um das Schadensausmaß möglichst gering zu halten, was aber durchaus machbar ist, wie diese Übung zeigte.

Bericht und Fotos: KFV/god

                                                                                                                                                

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